Schultergelenk
Die Anatomie des Schultergelenks
Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des Menschen. Dies wird durch eine flache Gelenkpfanne, welche vom Schulterblatt gebildet wird und einem runden Oberarmkopf erreicht. Die Stabilität des Schultergelenks wird durch die Gelenkkapsel, eine Gelenkpfannenlippe (passive Stabilisatoren) sowie die Muskeln und Sehnen der Rotatorenmanschette (aktive Stabilisatoren) und den Deltamuskel gewährleistet. Die Sehnen der Rotatoren- manschette umgreifen den Oberarmkopf wie eine Hand einen Apfel. Damit sich diese Sehnen problemlos unter dem knöchernen Schulterdach bewegen können, gibt es hier sogenannte Schleimbeutel. Die lange Sehne des Bicepsmuskels entspringt an der Oberseite der Gelenkpfanne und zieht durch das Schultergelenk.
Unter funktionellen Gesichtspunkten gibt es 5 Gelenke, die für den Schultergürtel wichtig sind: das eigentliche Schultergelenk, das Schultereckgelenk (zwischen äußerem Schlüsselbeinende und Schulterdach), das Gelenk zwischen innerem Schlüsselbeinende und Brustbein, die Gleitschicht unter dem Schulterdach sowie zwischen dem Schulterblatt und den Rippen.
Diagnostik
Zur Analyse der Schmerzursache führt der Arzt als erstes ein Patientengespräch, gefolgt von einer manuellen Untersuchung. Danach wird entschieden, welche Art der bildgebenden Diagnostik erforderlich ist. Für die Beurteilung der knöchernen Strukturen stehen Röntgenaufnahmen zur Verfügung. Ultraschall und Magnetresonanztomographie (MRT) dienen hauptsächlich zur Darstellung von Sehnen, Gelenkkapsel und Bändern.
Konservative Therapie
Unter konservativer Therapie versteht man alle Therapieformen, die ohne einen operativen Eingriff auskommen. Hierzu zählt das breite Spektrum der Manual- und Physiotherapie, die medikamentöse Therapie, die Verordnung von orthopädietechnischen Produkten sowie die Neuraltherapie und Akupunktur.
Operative Therapie
Operative Therapiemaßnahmen an der Schulter sind oft im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) möglich. Über ca. 0,5 cm kleine Stiche werden eine Optik mit angeschlossener Kamera und je nach individuellem Bedarf verschiedene Arbeitsinstrumente in das Schultergelenk eingeführt. So lassen sich die Strukturen innerhalb der Schulter beurteilen und viele krankhafte Veränderungen gleich während der Operation behandeln. Einige Erkrankungen erfordern jedoch auch eine offene Operation.
Folgende Schultergelenkserkrankungen und -verletzungen können arthroskopisch behandelt werden:
Subacromiales Schmerzsyndrom (Einengung des Raumes unter dem Schulterdach)
Zwischen Oberarmkopf und Schulterdach (Acromion) befinden sich wichtige Sehnen und ein Schleimbeutel. Kommt es zu einer zusätzlichen Einengung dieses von Natur aus sowieso schon sehr engen Raumes (z.B. durch knöcherne Anbauten am Schulterdach), entzündet sich der Schleimbeutel und kann seine Funktion nicht mehr erfüllen. Dies führt zu Schulterschmerzen bei Bewegung oder beim Liegen auf der Schulter. Helfen konservative Behandlungsmethoden nicht weiter, können arthroskopisch Schleimbeutel und störender Knochen entfernt werden.
Sehnenverkalkungen (Tendinitis calcarea)
Aus bisher ungeklärter Ursache kann es zu Verkalkungen von Sehnen des Schultergelenks kommen. Daraus resultieren Schmerzen beim Abspreizen des Armes und beim Liegen auf der Schulter. Die Beschwerden können durch Physiotherapie und Injektionen in den Bereich der Verkalkungen gelindert werden. Ist damit keine Verbesserung des Zustands zu erreichen, können die Verkalkungen arthroskopisch entfernt werden.
Riß der schulterführenden Sehnen (Rotatorenmanschettenruptur)
Vier Sehnen und Muskelgruppen (Rotatorenmanschette) umgreifen den Oberarmkopf wie eine Hand einen Apfel. Diese Sehnen können durch Abnutzung oder Unfall reißen. Damit verbunden sind Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit und Kraftminderung. Im Rahmen einer Arthroskopie, oft in Kombination mit einer offenen Operation, können die abgerissenen Sehnen wieder am Oberarmkopf befestigt werden.
Erkrankungen der langen Bicepssehne
Die lange Bicepssehne verläuft in einer Rinne am Oberarmknochen, zieht dann quer durch das Schultergelenk und ist am oberen Teil der Gelenkpfanne befestigt (Bicepssehnenanker). Bei vielen Erkrankungen der Schulter ist diese Sehne häufig mit betroffen. Es können Risse der langen Bicepssehne, Reizungen des Sehnengleitgewebes, Ablösungen des Bicepssehnenankers und Verrenkungen der Sehne aus ihrer Rinne auftreten. Risse und Reizungen können oft konservativ behandelt werden; bei Ablösung und Verrenkung ist dagegen eine Operation erforderlich.
Einsteifung des Schultergelenks
Grund dafür können die eben genannten Schultererkrankungen sein. Auch eine Entzündung und Schrumpfung der Gelenkkapsel (frozen shoulder) kann die Einsteifung verursachen. Diese Erkrankung verläuft phasenhaft über einen Zeitraum von bis zu 2 Jahren. Helfen Schmerz-, Physio- und entzündungshemmende Therapie nicht, kann der Krankheitsverlauf durch eine arthroskopische Operation mit Entfernung der entzündeten Gelenkinnenhaut und Lösung von Kapselverklebungen verkürzt werden.
Instabilität des Schultergelenks
Häufig treten an der Schulter unfallbedingte Gelenkverrenkungen auf. Dabei reißen Gelenklippe (Labrum) und Kapsel von der Gelenkpfanne ab. Daraus folgend entsteht eine anhaltende Instabilität der Schulter, die weitere Verrenkungen nach sich zieht. Schmerzen, Unsicherheit bei Bewegungen und eine Schädigung des Gelenks sind zu erwarten. Im Rahmen einer Arthroskopie können schonend die abgerissenen Strukturen wieder befestigt und so die Instabilität beseitigt werden. Eine Instabilität des Schultergelenks kann auch ohne Unfall, bedingt durch die anatomischen Gegebenheiten vorliegen. Nach Diagnostik der spezifischen Ursache kann entschieden werden, ob eine konservative oder operative Therapie erfolgversprechend ist.
Schultergelenksverschleiß
Ein Verschleiß des Schultergelenks führt zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Nach Ausschöpfen konservativer Behandlungsmethoden kann ähnlich wie an Knie und Hüfte ein künstliches Gelenk (Endoprothese) eingesetzt werden.
Ein Verschleiß des Schultereckgelenks (Gelenk zwischen Schlüsselbein und Schulterdach) kommt bei älteren Patienten häufig vor, führt jedoch nicht immer zu Beschwerden. Diese treten bei maximaler Armabspreizung oder Griff zur gegenseitigen Schulter auf. Häufig hilft hier die Neuraltherapie. Ist diese nicht erfolgreich, kann arthroskopisch mehr Platz im Schultereckgelenk geschaffen und so die Beschwerden vermindert bzw. beseitigt werden.
Und nach der ambulanten Operation?
Da der Patient am OP-Tag kein Fahrzeug führen kann, ist immer für die Abholung zu sorgen. 24 Stunden lang sollte eine erwachsene Person unterstützend mit zu Hause sein, weil Narkose und Operation zu Beeinträchtigungen führen. Besteht diese Möglichkeit nicht, kann der Patient auch bei uns in der Praxisklinik übernachten.
Die Nachbehandlung richtet sich nach der Art des durchgeführten Eingriffs. Sie erhalten dazu ein entsprechendes Nachbehandlungsschema. Weiterhin erhalten Sie von uns am OP-Tag alle für die Nachbehandlung notwendigen Medikamente, Physiotherapierezepte, Hilfsmittel, sowie ein Informationsblatt und einen ersten Wiedervorstellungstermin.