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Unsere Füße sind die Leidtragenden
Unsere Füße sind anatomische Kunstwerke und gleichzeitig die am meisten belasteten Körperteile des Menschen. Für das Tragen und Abfedern dieser Belastung sind 26 Knochen, 31 Gelenke und mehr als 100 Bänder und Sehnen verantwortlich.
Erkrankungen am Vorfuß sind sehr häufig. Man geht davon aus, dass insbesondere in den modernen westlichen Gesellschaften 50-70 % der Erwachsenen Fußprobleme haben. 90 % davon betreffen den Vorfuß. Die meisten dieser Veränderungen sind Fehlstellungen und Verformungen. Sie führen zu unterschiedlich ausgeprägten Folgebeschwerden wie z.B. Überschwielung, schmerzhaften Druckstellen, Gehbeschwerden, Hühneraugen u.a. Unter Umständen kann dabei auch eine konservative Behandlung zum Erfolg führen, beispielsweise Fußgymnastik, Einlagen und andere orthopädische Hilfsmittel.
Sind die Beschwerden sehr ausgeprägt und die Erkrankung fortgeschritten, bleibt meist nur die Möglichkeit, auf operativem Wege einzugreifen.
Ballenfuß, Frostballen oder Hallux valgus
Eine der verbreitetsten Vorfußerkrankungen ist der sogenannte Frostballen, oder in der medizinischen Fachsprache auch Hallux valgus genannt. Dabei hat der Frostballen nichts mit einer Erfrierung zu tun, sieht aber häufig durch die Druckstellen, Rötungen und Hühneraugen ganz danach aus.
Im Gegensatz zu verbreiteten Vorstellungen handelt es sich beim Hallux valgus nicht vorrangig um einen seitlichen Auswuchs des Knochens, sondern vielmehr um eine Fehlstellung des Großzehengrundgelenks. Dabei kommt es in diesem Gelenk zu einer Abwinklung nach innen. Die große Zehe zeigt nach außen, dabei wird das Köpfchen des ersten Mittelfußknochens zur Fußinnenseite gedrückt und die typische Ausbeulung an dieser Stelle entsteht. Im Röntgenbild kann man diese Fehlstellung meist deutlich erkennen. Als Folge dieser Fehlstellung rutscht häufig auch die 2. oder sogar die 3. Zehe über die Großzehe, um sich Platz zu schaffen.
Noch in der Generation unserer (Ur-)Großeltern wurde der Frostballen nicht selten gar nicht behandelt. Man schnitt sich seitlich Löcher in die Schuhe, um den Druck und die Schmerzen abzumildern. Mit den ästhetischen Ansprüchen nahm man es damals nicht so genau. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte die Chirurgie verschiedene Operationsmethoden, um sich dem Problem anzunehmen. Von den mittlerweile über 100 Verfahren sind viele aus der Mode gekommen und nur noch für die Medizingeschichte interessant. Insbesondere Vorgehensweisen, bei denen Zehengelenke entfernt oder versteift werden, um die Fehlstellung zu korrigieren, werden beim Hallux valgus heutzutage kaum noch angewendet. Der Goldstandard der Vorfußchirurgie besteht mittlerweile in gelenkerhaltenden Operationsmethoden, weil nur so auch die natürliche Funktion des Fußes und ein normales Stehen und Gehen unbeeinträchtigt bleiben.
Nach der OP ist Schonung angesagt
Wie bei allen Operationen, bei denen Knochen heilen müssen, ist auch nach einer Korrektur eines Hallux valgus eine Phase der Schonung angesagt. Mit einem Vorfußentlastungsschuh und Gehstützen kann man als Patient trotzdem recht gut mobil sein. Trotzallem muss man mit einer Arbeitsausfallzeit zwischen 3 und 8 Wochen rechnen. In den Wochen nach der Operation darf der Fuß keinen hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt werden.
Nach der 3. – 6. Woche kann man bei unkompliziertem Heilungsverlauf mit leichten Sportarten beginnen (Schwimmen, Radfahren, Walking). Laufsportarten wie Fußball oder Tennis sind erst nach drei Monaten möglich. Oft zeigt der Fuß nach Abnahme des Vorfußentlastungsschuhs noch eine gewisse Schwellneigung, so dass in den ersten Wochen ein weicher, breiter und bequemer Schuh verwendet werden sollte.
Allerdings – und da sind wir wieder beim Ausgangspunkt angelangt – sind unsere Füße auch in der Folge für Schuhwerk dankbar, das nicht wieder von neuem den Fuß einengt und dann für erneute Probleme sorgt.